3. Gott vergisst kein Tier

Gottes geliebte Wesen – unsere verkannten Freunde

Was sagt die Bibel über Tiere? In welcher Beziehung stehen sie zu uns? Haben sie Gefühle undein Recht auf ein gesegnetes Leben? Darf der Mensch siewegen Geldgier und Hunger nach Fleisch von ihren Familien trennen, einsperren und töten?

In der Bibel lesen wir, dass Gott mit den Tieren einen Bund geschlossenundsie unter seinen Schutz und Segen gestellt hat (1. Mose 1, 22 u. 9, 9-10). In Jonas Geschichte erfährt man, dass sie auchMittel undAdressat von Gottes Heilsplan sind (Jona 2, 1 u. 4, 11).
In der Tat galt die erste großangelegte Rettungsmaßnahme Menschen und Tieren. Gemessen an dem Umfang von Noahs Arche und der Mühe und Zeit (ca. 100 Jahre) diese zu bauen, hatte die Rettung der Tiere höchste Priorität. Warum eigentlich? Weil Tiere auch ein Recht auf ein gesegnetes Leben haben. Außerdem sind sie für das Bestehen der Schöpfung und somit für unser Leben unverzichtbar. Was macht die Tiere so besonders? Warum hat sie Gott geschaffen?

I. Tiere sind Beziehungswesen
Als unsere Hündin Chiqui vor 3 Jahren starb, fragte mich bei einem ökumenischen Treffen eine Pfarrerin, wie es mir geht. Etwas bewegt erzählte ich ihr von dem Todesfall. Sofort kam von ihren Lippen der Satz „ein Familienmitglied!“ Danach unterhielten wir uns über die Trauerbegleitung von Kirchenmitgliedern, die ähnliches erlebt hatten.
Wenn ein Tier eine Zeitlang in der Nähe eines Menschen lebt, entwickelt sich bald eine Beziehung, die im Laufe der Jahre eine besondere Tiefe erreicht. Nach 1. Mose 2, 19 schuf Gott die Tiere als Beziehungswesen. Dort erfahren wir, dass er sie dem Menschen vorgestellt hat, damit er sie kennenlernt und ihnen einen Namen verleiht – in der Bibel ist Name eng mit Identität verbunden. Dass Adam eine Beziehung zu den Tieren aufbaute, wird im folgenden Vers 20 impliziert, als klar wurde, dass für Adam keingeeigneter Kandidat für eine ebenbürtige Freundschaft gefunden wurde.

II. Weisheitsquelle und Schule für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Das Wesen der Tiere zu erforschen ist die erste rein kognitive Aufgabe, die Gott den Menschen gibt. Später werdenTiere in der Bibel in Büchern wie Hiob, Psalmen und Sprüche u.a. als eine Weisheitsquelle genannt, weshalb wir aufgefordert werden ihre Lebensweise, Fähigkeiten, und Bedürfnisse zu erforschen und daraus Schlüsse für unser Verhalten zu ziehen.
In Lk. 14, 5 sagt Jesus, dass wenn ein Tier inLebensfahr geraten ist, es unbedingt – auch an einem Sabbat – zu retten ist. Dies zeigt uns, dass Tiere Lebewesen sind, mit denen wir gerecht und barmherzig umgehen sollen.

III. Kühnheit, Verlässlichkeit, Mitleid und tiefe Liebe
Die Art der Beziehung zwischen Mensch und Tier in der Bibel ähnelt der von den Menschen untereinander. Bereits im Garten Eden werden wir mit der Verwegenheit und Überzeugungskraft einer Schlange konfrontiert (1. Mose 3, 1-5). Nach der Sintflut schickte Noah als Kundschafter zuerst einen Raben und danach drei Mal eine Taube, um zu erfahren, ob das Wasser auf der Erde vertrocknet war (1. Mose 8, 6-12). Die Bibel lässt uns die klagende Stimme einer Eselin hören, die ihren Herrn wissen lässt, wie ungerecht und töricht es ist, dass er sie misshandelt (4. Mose 22, 27–30).
Einen besonderen Ausdruck von Liebe zwischen einem Menschen und seinem Tier erfährt man in 2. Sam. 12, 1-4 als Nathan David seine Strafrede hält. Da wird die Liebe von einem armen Menschen zu seinem Lämmchen ergreifend dargestellt. Er kaufte es, zog es mit seinen Kindern groß, gab ihm von seinem Teller zu essen und aus seinem Becher zu trinken. Es schlief auf seinem Schoß und er hielt es als seine Tochter. Bereits hier im Ersten Bund finden wir ein Modell für den Umgang mit Tieren.

IV. Ein vertrauter Freund wird zum mächtigen Feind
Nach der Trennung von seinem Schöpfer verlor der Mensch seinen moralischen Kompass. Dies wirkte sich auch auf seine Beziehung zu den Tieren aus. So begann eines der tragischen Kapitel der Menschheitsgeschichte: die Ausbeutung, Misshandlung und Tötung von Milliarden von Tieren. Gegenwärtig werdenin Deutschland mehr als 2 Millionen Tiere täglich geschlachtet. Dies alles ist in keiner Weise mit biblisch ethischen Prinzipien zu rechtfertigen.

V. Jesus – der gute Hirte, der seine Schafe beschützt
Tiere sind ein wesentlicher Teil in Jesu Botschaft. Er sagt in Lk. 12, 6, dass Gott an sie denkt und nicht einmal die Kleinsten vergisst. In Mt. 10, 16 hört man, dass wir die Klugheit der Schlangen und die Ehrlichkeit der Tauben nachahmen sollen. Er selbst vergleicht sich in Joh. 10, 11-16 mit einem guten Hirten, der seine Schafe kennt, mit ihnen spricht, für sie sorgt und sein Leben für sie lässt. Bei der Tempelreinigung sehen wir Jesu Ablehnung des Tierhandels und ihrer Tötung im Tempel – dieser soll ein Gebetshaus sein.
Die nur menschenbezogene Auslegung des Evangeliums hat bedauerlicherweise die Liebe Jesu auch für die Tiere ausgeblendet. Dass Tiere tatsächlich fühlen, hören, sehen, leiden, hoffen, sich freuen und vertrauen wurde selten wahrgenommen – eine Haltung, die gravierende Folgen für Christen, die Menschheit und unser Ökosystem hat.

VI. Gott baut sein Reich mit Menschen, Tieren und Schöpfung
In der Bibel finden wir klare Hinweise auf Gottes Liebe für die Tiere und deren Mitwirken an seinem Heilsplan. Wichtige Stationen sind der Garten Eden, die Arche Noah, Jona bzw. Ninive und die Tempelreinigung. Tiere sind in der Bibel Mitarbeiter Gottes, die auch eine entscheidende Rolle für den Bau seines Reiches spielen.

VII. Der Mensch ist mit den Tieren auf Gedeih und Verderb verbunden
Wir haben nur mit den Tieren eine Zukunft auf Erden. Ihr Mitwirken als Partner ist unabdingbar für unser Überleben. Die Folgen ihrer Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung bekommen wir durch Krankheiten, Pandemien, Naturkatastrophen u.a. zu spüren. Auch hier gilt das Wort aus Gal. 6, 7, dass das, was der Mensch sät, er auch ernten wird.
Jetzt haben wir die einmalige Chance den Durchbruch zum gottgewollten Verhältnis zu unseren aller ersten Freunden zu schaffen: die Tiere zu sehen, wie Gott sie sieht, sie zu behandeln, wie er es tut und sie zu lieben, wie er sie liebt.

[Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift „Die Gemeinde“ in der Ausgabe vom 17.10.21 veröffentlicht.]